AIMC: Realness statt Hochglanz

Da stehen sie nun, diese Influencer, auf der Bühne, am Büffet und am Kaffeetisch. Einige gestylt und in Szene gesetzt wie auf ihren Instagram-Profilen, viele aber einfach im Alltags-Chic und Business-Look. Statt in der virtuellen Welt zeigen sie sich heute in der Realität, um in den nächsten Stunden über die Themen PR, Werbung und Marketing zu sprechen.

„Influencer sind keine Randerscheinung, sie sind der Mainstream. Sie sind im Marketing angekommen“, erzählt Sven Bottesch von der Beratungsgruppe Goldmedia. Mit Erkenntnissen startet der erste Vortrag der AIMC – All Influencer Marketing Conference –, die dieses Jahr zum zweiten Mal wieder in München stattfindet. Bottesch wechselt die Slides seiner Präsentation, er redet von Einfluss und Reichweite, es ploppen Daten und Grafiken auf. Sie zeigen: Die TOP 3 Social-Media-Plattformen sind und bleiben Instagram, Facebook und Youtube. Vielleicht nicht neu, vielleicht aber noch nicht bei allen angekommen.

Zwischen KPIs, Messbarkeit und Pricing

Und dann fallen sie, die Begriffe, ohne die in der PR- und Werbebranche gar nichts läuft. „Erfolgsmessung, KPIs & Pricing im Influencer Marketing“ heißt der Vortrag von Laura Pier, die für die Agentur Social Match auf der Bühne steht. Gemessen wird unter anderem, ob die Follower des Accounts zur Zielgruppe des Unternehmens passen oder wie viele Likes die Influencer im Verhältnis zu ihrer Reichweite bekommen. Messbar sind diese Zielgrößen mit Datenanalyse-Tools, Expertenchecks und Daten der Influencer selbst: Um ganz oben mitzuspielen, müssen auch sie gegenüber Auftraggebern offen mit ihren Ergebnissen umgehen. Das gilt nicht nur für die Unternehmen, mit denen sie zusammenarbeiten, sondern auch in Bezug auf ihre Follower ist Transparenz wichtig, wie der Vortrag des Juristen Dr. Martin Schirmbacher und des Datenanalysten Phil Wennker zeigt. Die Quintessenz: Werbung muss als solche kenntlich gemacht werden, ein kleines #ad an der fünften Stelle von 20 Hashtags reicht nicht aus. Sonst kann es teuer werden, sowohl für den Influencer als auch für das Unternehmen, das ihn beauftragt hat.

Lasst uns alle zu Influencern werden

So wichtig wie die Reichweite, das Wachstum oder auch die sogenannte „Brand Fit“ sind die Personen selbst, die hinter diesen Daten stehen. Agenturchef Sachar Klein von hyprberlin spricht davon, dass Influencer keine Werbebanner seien, sondern Menschen – und „manchmal wissen Influencer auch, worüber sie reden.“ Doch wer ein Influencer ist und wer nicht und wer das überhaupt festlegt, ist nicht klar definiert. Das zeigen auch Magdalena Rogl, Head of Digital Channels bei Microsoft, und Nicole Heinrich, Leiterin Ausbildung und Personalmarketing des Versandhandels OTTO. Sie präsentieren ihre Art des Influencer-Marketings: Jeder Mitarbeiter kann zum Influencer werden, egal ob ihm 100 oder 1.000 Menschen auf Twitter folgen. Sprich: Say „hello“ to Macro-, Micro- und Nano-Influencern! Denn eines ist laut Michael Bräu, Creative Director Social Media bei coma buzz, klar: „Influencer sind gekommen, um zu bleiben.“

Wer nicht fragt, bleibt dumm

Bleiben ist hier das Stichwort: Denn Influencer sind nicht Mittel zum Zweck, sondern die, die den Ton angeben – zumindest, wenn es nach Daniel Zoll geht. Mit seinem Statement „Der Hashtag ist tot, es lebe die Story“ geht die gebürtige Radiostimme einen Schritt weiter, sowohl in seinen Aussagen als auch in seinem Verhalten. Er holt die Story auf die Bühne, er hält keinen Vortrag, er performt ihn: Er rennt von einer Ecke zur anderen, erzählt vermeintlich Privates und kombiniert es mit seinen Forderungen und Vorschlägen. Er scheint das umzusetzen, was er von seinen Zuschauern fordert, Offenheit und Ehrlichkeit. Für die einen zu viel Show, für die anderen eine Offenbarung. Aber seine Botschaft ist eindeutig. „Frag deine Community, was sie will. Und sei ehrlich zu ihr und sag, dass du keine Ahnung hast“, lautet sein abschließender Rat an die PR- und Marketingwelt da draußen. Denn „Realness“ steht vor „Hochglanz“, zwar nicht im Alphabet, aber im Handbuch eines jeden Influencers.