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Tech Fatigue – wie viel Tech ist zu viel?

Der Wecker klingelt. Ein Griff nach dem Telefon und das klingelnde Gerät wird ausgeschaltet. Noch im Bett und schon am Smartphone. Instagram, Mails und Co. werden noch vor dem ersten Gedanken an Kaffee gecheckt. Im Homeoffice dann Zoom-Calls – oder beim Pendeln zur Arbeit im Zug schon am Laptop anfangen. Auch die abendliche Yoga- oder Sport-Stunde wird von YouTube begleitet. Bildschirme und Tech-Tools sind fester Bestandteil unseres Alltags. Wenn wir unsere Screentime sehen, sind wir oft geschockt von den vielen Stunden, die vor dem Bildschirm verbracht werden. Und seit der Pandemie ist diese Zeit weiter gestiegen.

Blaues Licht stört unseren Schlaf

Ein großes Problem: Ständig in Bildschirme zu starren, kann ernste Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden haben. Kopfschmerzen, trockene Augen, Schulter- und Nackenschmerzen oder Erschöpfung sind Symptome, die vielen bekannt vorkommen dürften. Ebenso wie Schlafstörungen: Das Licht, das von den Bildschirmen ausgeht, nennt sich hochenergetisches blauviolettes Licht (HEV-Licht). Anders als UV-Strahlung wird HEV-Licht nicht bereits zu großen Teilen von der Hornhaut und Linse des Auges absorbiert, sondern erreicht die Netzhaut weitgehend unabgeschwächt. Dort hinterlässt es bereits nach Stunden sichtbare Spuren. Außerdem steht das Licht moderner Bildschirme von Fernsehern, Laptops, Tablets und Smartphones im Verdacht, Schlaf- und Konzentrationsstörungen zu verursachen. Die innere Uhr des Körpers gerät durch die künstliche Beleuchtung schnell aus dem Gleichgewicht, da das blaue Licht wach macht. Nicht umsonst wird empfohlen, die Mobilgeräte mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr zu nutzen.

Digital Detox gegen die Tech Fatigue

Bei all der Technologie um uns herum verspüren viele zunehmend das Bedürfnis, den Stecker zu ziehen. Die Menschen werden der Technologie überdrüssig – nicht zuletzt aufgrund der Gefahren, die von ihr ausgehen. Über Cybermobbing wird heute schon an Grundschulen aufgeklärt, Shitstorms auf Social Media, Hass in Kommentarspalten und Fake News gehören längst zum normalen Online-Alltag. Hier zeigt sich das Dilemma des Digitalen: Dank Smartphone können wir einerseits überall dabei sein, andererseits macht uns der ständige Griff zum Smartphone oftmals unzufrieden, wühlt uns auf und hinterlässt ein schales Gefühl. Bei einigen breitet sich eine sogenannte „Tech Fatigue“ aus. Der Begriff „Fatigue“ stammt aus dem Französischen und bedeutet Müdigkeit oder Erschöpfung. Bei der Tech Fatigue geht es um das bewusste Abwenden von der Technologie, den Bildschirmen und der ständigen Erreichbarkeit. Die „Technikmüden“ wollen sich einfach nur ausloggen. Smartphone aus. Atmen. Ins Grüne blicken.

Polina Zimmerman via Pexels

(Foto: Polina Zimmerman via Pexels)

 

Doch was können wir aktiv tun, wenn der Laptop beispielsweise die technische Voraussetzung für die eigene Arbeit ist? Wenn wir technische Geräte täglich acht Stunden lang für die Arbeit nutzen müssen, können wir beispielsweise die private Zeit abstinent verbringen. Digital Detox liegt derzeit voll im Trend. Anteiliger oder totaler Verzicht – eine Zeit lang alle Social-Media-Kanäle stillzulegen, tut allen gut. Im Alltag können wir Ruheinseln schaffen. Inzwischen gibt es auch Apps, die dabei helfen sollen, Technologie weniger zu nutzen! Etwas ironisch – oder? Welche Lösung funktioniert, muss aber jede:r selbst herausfinden. Eins ist jedoch klar: Wer sich von der Idee trennt, ständig für alle erreichbar sein zu müssen, lebt stressfreier.

Übung macht die Meister:innen – Tipps für einen achtsameren Alltag:

Wie fühlt sich das eigentlich an, auf jemanden zu warten und nicht zum Mobiltelefon zu greifen? Schon der Gedanke löst bei einigen Unbehagen aus – und Schamgefühle. Denn der Impuls, das Smartphone zu zücken, hat sich bei vielen regelrecht verselbständigt. Um dem entgegenzuwirken, hilft nicht nur kalter Entzug – wie ein Social-Media-Verbot oder der Umstieg auf ein Tastenhandy –, zum Herantasten an einen weniger digitalisierten Alltag genügen Babysteps.

Push-Benachrichtigungen ausschalten

Vielleicht der ödeste Tipp von allen, aber auch der effektivste: Notifications ausstellen! Wenn es ständig blinkt und pingt oder Nachrichten aufs Display swipen, fühlen wir uns unbewusst unter Druck. Gerade beim konzentrierten Arbeiten sollten wir die permanenten Ablenkungen von außen reduzieren.

(Foto: Mikotoraw Photographer via Pexels)

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Warten wird wertvoll

Du wartest gerade auf eine Freundin, auf die Bahn, auf bessere Zeiten? Glückwunsch: Du hast soeben wertvolle Lebenszeit gewonnen, die du zum Abschalten statt Anschalten nutzen kannst. Mache eine Atemübung, versuche dich an den Text deines letzten Lieblingssongs zu erinnern, hebe einen Stein auf und fühle ihn in den Händen, schau den Blättern beim Fallen zu, betrachte das Gebäude vor dir in allen Einzelheiten, schätze, wann fünf Minuten um sind, …

Bildschirmfreie Zone

Verbanne dein Smartphone aus dem Schlafzimmer oder stelle es abends auf Flugmodus. Oder wie wäre es back to the roots zum nostalgischen Wecker? Wem das zu viel ist, der kann sich vornehmen, eine Stunde vor dem Zubettgehen das Gerät wegzulegen – und morgens eine halbe Stunde lang ohne auszukommen. Babysteps!

Text: Lea Heiser & Nina Heger
Headerbild: Yan Krukov via Pexels