Visionäre Tendenzen für die Gesellschaft von morgen

Viele Erzählungen hangeln sich an ähnlichen Schemata (engl. tropes) entlang, scheinen also austauschbar. Doch das Genre ist so breit gefächert und divers, dass es sich schwer in Schubladen stecken lässt – wie die jungen Lesenden selbst. Besonders häufig sind sie auf TikTok anzutreffen: Unter dem Hashtag #BookTok finden sich auf TikTok bereits über 40 Millionen Videos, darunter ein riesiger Anteil aus dem Bereich New Adult. Influencer:innen, Autor:innen, Lesende und Verlage setzen die Bücher in Szene und bleiben im engen Austausch. Mit großem Erfolg: 2024 soll BookTok den Verkauf von über 20 Millionen Büchern beeinflusst haben.

Kritische Stimmen unterschätzen nicht nur den (noch nicht ermittelten) wirtschaftlichen Erfolg von New Adult, sondern auch die inhaltliche Tragweite. Der romantisch-erotische Touch und die junge Zielgruppe sorgen dafür, dass viele die Geschichten als reinen Eskapismus oder gar als Schund belächeln. Doch beim Lesen beschäftigen sich die jungen Erwachsenen mit essenziellen Fragen ihrer Generation; sie fühlen sich (endlich) repräsentiert und abgeholt. Vielleicht bietet New Adult die Chance, um den Themen der Jüngeren künftig mehr Gehör zu verschaffen – weit über die Grenzen des Buchs hinaus.

Über mehrere Prozessschritte hinweg können sie Informationen sammeln, eigene Entscheidungen treffen und mitunter selbst digitale Tools bedienen. Dieses autonome Vorgehen kann amüsante bis verstörende Folgen haben: Mit einem Meme-Coin, für den ein Social-Media-Agent auf X eigenständig Werbung machte, wurde der erste Agent zum Kryptomillionär. Ob in der industriellen Fertigung, im Kundenservice oder im Vertrieb: Unternehmen erhoffen sich durch die eigenständigen Assistenzen mehr Effizienz, besseren Service und weniger Kosten. Tech-Giganten wie Microsoft, Google und Co. freut’s: Mit den KI-Agenten werden sie ihr milliardenschweres AI-Business weiter ausbauen. Die Folgen für echte Mitarbeitende sind jedoch noch nicht klar – und führen bei vielen zu Verunsicherung.

Und wie steht es um die Sicherheit? Implementierte Sicherheitsvorkehrungen sollen die Agenten davon abhalten, unsere Passwörter zu ändern und Online-Identitäten zu stehlen, während wir ihnen Zugriff auf unsere Daten, Vorlieben und Gewohnheiten gestatten. Egal, wie wir selbst zu der Technologie stehen: Wir dürfen nicht versäumen, uns mit ihr auseinanderzusetzen – denn am Ende sollten wir selbst entscheiden, worüber die KI entscheidet.

Je intensiver wir uns damit auseinandersetzen, desto stärker spüren wir: Mehr im Einklang mit dem eigenen Zyklus zu agieren, kann den Alltag sehr erleichtern. Dabei hilft die größere Awareness nicht nur einzelnen, sie kann sich auch positiv auf ganze Teams auswirken. Einige Unternehmen setzen deshalb auf Wissensvermittlung, Impulsvorträge und Zykluscoachings. Oder sie führen – wie Spanien seit 2023 – Period Days oder Power Days ein, an denen sich Menstruierende mit Vorerkrankungen bei Schmerzen zusätzlich frei nehmen können. Doch sind die wirklich sinnvoll? Schließlich sollte es für alle Mitarbeitenden selbstverständlich sein, sich bei Schmerzen und Unwohlsein krankmelden zu können. Informative und präventive Gesundheitsangebote für alle sind deshalb vielleicht die bessere Idee. 

Unternehmen können den Trend zum Anlass nehmen und einen Safe Space schaffen, in dem wir uns offen austauschen: Darüber, dass die persönliche Leistungskurve und das Wohlbefinden bei allen Menschen schwanken – mit oder ohne Zyklus inklusive Blutung. Und darüber, dass wir gemeinsam lernen dürfen, mit den eigenen Bedürfnissen zu arbeiten statt gegen sie. Denn ob Menstruation, Menopause oder Mental Health: Wenn Gesundheit und Wohlbefinden stärker in den Fokus rücken, gewinnen alle etwas.

Es ist ein Vermächtnis der besonderen Art. Manchen Angehörigen kann es Trost spenden, nach dem Tod eines geliebten Menschen mit dessen digitalem Avatar zu chatten oder zu sprechen. Andere laufen Gefahr, den Tod nicht vollständig akzeptieren zu lernen und ihre Trauer nicht richtig verarbeiten zu können. Denn eines sollten wir uns im Umgang mit diesen Angeboten bewusst machen: So überzeugend das digitale Abbild auch sein mag – letztlich handelt es sich um eine bloße Kopie, die trotz fortschrittlicher Algorithmen und nahezu perfekter Täuschung nunmal eines nicht sein kann: menschlich.

Die Möglichkeiten dieser Technologie sind faszinierend, doch sie werfen auch wichtige Fragen auf: Wer entscheidet über die Nutzung unserer Daten, wenn wir nicht mehr da sind? Und wie können wir sicherstellen, dass die Technologie verantwortungsbewusst eingesetzt wird? Neben vielen Fragen birgt die Technologie doch auch großes Potenzial – und die Chance auf einen mutigen und ehrlichen Austausch über das Lebensende.

Agent AI

🎥 YouTube-Erklärvideo von Christoph Magnussen (10 min): AI-Agents: Der nächste große Schritt der KI-Automatisierung!

🎧 ARD, Der KI-Podcast: Autonome Bots: Wie mächtig sind KI-Agenten?

Digital Afterlife

🎥 MDR-Doku: Mein Mann lebt als KI weiter – u. a. über Michael Bommer, der vor seinem Tod ein persönliches KI-Abbild von sich erschaffen hat

🎧 Podcast TODTAL DIGITAL, #12: Digital Afterlife? Mit dabei: unser Speaker Matthias Meitzler!

🎥 Netflix, Black Mirror, Staffel 2: Be Right Back