12 Sep TREND #IAMWOMAN: Die Frau hinter dem F-Wort – Interview mit Pola Sarah Nathusius
Muss man in Zeiten von Bundeskanzlerin und Beyoncé noch über Feminismus diskutieren? Wir finden: Auf jeden Fall. Auf unserer Trendvernissage im Juni haben wir deswegen mit Pola Sarah Nathusius gesprochen, die mit ihrer Kollegin Dunja Sadaqi für YouFM den feministischen Podcast „Das F-Wort“ entwickelt hat.
Natalie Link: Wie startet man einen feministischen Podcast?
Pola Sarah Nathusius: Der Hessische Rundfunk, für den ich arbeite, hatte damals beschlossen, Podcasts zu produzieren. Es gab eine Ausschreibung für Ideen und Konzepte – da kam ich mit der Idee, das „F-Wort“ zu produzieren. Offenbar war unsere Demo so überzeugend, dass wir direkt ausgewählt wurden.
Unsere Zielgruppe sind Frauen Anfang bis Mitte 20. Wir freuen uns natürlich über jegliche Zuhörer, gerne auch männliche. Unser Ziel ist es, den Hörerinnen und Hörern zu zeigen, dass Feminismus cool ist – und Spaß macht! Außerdem wollen wir Frauen empowern, für sich einzustehen.
„F-Wort“ – wie entstand dieser Name?
Wir wollten keinen englischen Namen. Als wir diskutierten, stand plötzlich das F-Wort im Raum. Natürlich spielen wir ein bisschen damit, dass der Begriff Feminismus bei einigen immer noch negativ besetzt ist – wir möchten den Begriff deswegen für uns einnehmen und positiv besetzen.
Ein spannendes Thema. Wie kommt das intern im Sender an?
Der Podcast wird sehr positiv aufgenommen. Das Thema Feminismus gab es vorher bei YouFM gar nicht. Ich war wirklich überrascht, wie viele Kolleginnen und Kollegen uns gesagt haben, dass sie gut finden, was wir machen.
Woher nehmt ihr eure Inspiration?
Die kommt ganz natürlich, da wir verschiedene Backgrounds haben. Ich bin in einer hessischen Kleinstadt groß geworden, war auf einer katholischen Mädchenschule. Dunja ist in der Nordweststadt aufgewachsen und ging auf eine migrantisch geprägte Schule. Wir haben zwar unterschiedliche Perspektiven, merken aber, dass uns ähnliche Dinge beschäftigen.
Welches Thema hat dir bisher am meisten Spaß gemacht?
Das war die Folge zu Feminismus und Religion. Ich konnte Frauen kennenlernen, die unglaublich emanzipiert und feministisch sind, obwohl sie überhaupt nicht dem verbreiteten Bild einer Feministin entsprechen – zum Beispiel eine orthodoxe Jüdin, die Kopftuch trägt. Damit wollten wir auch die Kopftuchdebatte vom klassischen Bild der Muslima trennen.
Ihr wollt mit eurem Podcast zeigen, dass Feminismus cool ist. Trotzdem haben viele Männer ein bisschen Angst vor Feministinnen. Was muss passieren, damit Feminismus wieder cool wird?
Da kann ich nur sagen: Sorry, not sorry. Bei Feminismus geht’s um Gerechtigkeit. Es geht darum, dass alle Menschen gleichberechtigt in dieser Gesellschaft leben können. Was daran uncool oder angsteinflößend sein soll, kann ich nicht verstehen. Es ist wichtig, dass es Frauen und Männer gibt, die selbstbewusst vertreten, dass sie Feministinnen und Feministen sind. Sie sollen jüngeren Menschen ein Vorbild sein.
Habt ihr auch schon einen Mann interviewt? Spielen Männer eine Rolle für den Podcast?
Wir haben Karsten Schmehl zu seiner Twitter-Seite „Wie viele Frauen“ interviewt. Dort twittert er Fotos von Vorständen auf verschiedenen Veranstaltungen und zählt, wie viele Frauen anwesend sind. Wir kämpfen für Gerechtigkeit, aber wir können das nicht alleine tun, deswegen betrachten wir Männer als Alliierte. Wenn Frauen zum Bespiel gerade in der Arbeitswelt ankommen, brauchen sie alliierte Männer, die sie unterstützen und ihnen wichtige Personen vorstellen. Wir freuen uns über alle Männer, die uns unterstützen.
Pola, vielen Dank für das Interview! Wir wünschen euch viel Erfolg bei der zweiten Staffel!
Die zweite Staffel von F-Wort geht mit Ann-Kathrin Rose weiter und ist am 21. August gestartet. Euch erwarten wieder viele spannend Themen – Feminismus und Fußball, Frauensolidarität und Reisen. Zu Gast sind unter anderem Ann-Katrin Schmitz von Novalanalove, Sara Nuru und Victoria van Violence. Hört mal rein!
Foto: © HR/Ben Knabe