02 Sep Psychedelic Revival: Was können Psychedelika?
Magic Mushrooms, LSD oder MDMA: Psychedelika halten Überraschungen bereit, die weit über farbenfrohe Trips hinausgehen. Sind sie wirklich so schädlich, wie wir immer dachten – oder können sie sogar nützlich sein?
LSD, ist das nicht diese halluzinogene Hippiedroge aus den 1970ern? Wie jedes Jahr halten wir bei Adel & Link die Augen und Ohren offen, um spannende Ideen für unsere Trends zu sammeln. 2024 sind Psychedelika ganz vorne mit dabei, auch wenn wir das Thema zunächst schwer greifen konnten. Wenn es um Psychedelika geht, können schließlich die wenigsten von uns auf fundiertes Wissen zurückgreifen – und schon gar nicht auf eigene Erfahrungen.
Dennoch sind Lysergsäurediethylamid (LSD), 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA) und Psilocybin derzeit (sprichwörtlich) in aller Munde. Ihre mediale Präsenz bewegt sich irgendwo zwischen Hype und Hoffnung: In geführten Retreats setzen die Teilnehmenden auf die persönlichkeitsverändernde Wirkung; die medizinische Forschung lässt einen Durchbruch in der Therapie von Depressionen und Angststörungen anklingen.
Was in psychedelischen Retreats wirklich passiert …
… konnte uns Dr. Dmitrj Achelrod näherbringen, den wir als Speaker für unsere Trendvernissage gewinnen konnten. Der Gesundheitsökonom, Forscher und Mitgründer des Evolute Institute bietet gemeinsam mit seinem Team Gruppenretreats für Führungskräfte an: In begleiteten Trips in den Niederlanden sollen Neugierige die Wirkung von legalen Psilocybin-Trüffeln erfahren und langfristige Veränderung erleben.
Der Fokus der Programme soll nicht auf den Magic Mushrooms liegen, wie das Institut betont. Dessen Vision: Mit der richtigen Einstellung, dem richtigen zeremoniellen Rahmen, der richtigen Vorbereitung und Integration können psychedelische Erfahrungen eine tiefgreifende Entwicklung in Gang setzen. Psilocybin unterstützt die Teilnehmenden dabei, das Alltagsbewusstsein mit seinen starren Denk- und Verhaltensmustern aufzuweichen und für Neues zu öffnen. Das Ziel ist es, mit mehr Empathie zu führen und sowohl im privaten als auch im beruflichen Leben eine größere Wirkung zu erzielen.
Neue Hoffnung: Psychedelika in der Psychotherapie
Trips mit Psychedelika sind an sich nichts Neues: Seit Jahrhunderten experimentieren Menschenmit den berauschenden Stoffen. Mehr oder weniger zufällig entdeckte der Schweizer Chemiker Albert Hofmann 1938 in Bern LSD – und testete es später im Selbstversuch. Zwischenzeitlich wardas Halluzinogen längere Zeit legal, ebenso wie das später entdeckte MDMA.
Heute sind die psychoaktiven Substanzen in der Schweiz ebenso wie in Deutschland illegal. Doch in unserem Nachbarland gibt es Ausnahmebewilligungen für den psychotherapeutischen Einsatz: Im Rahmen einer begleitenden Psychotherapie und unter medizinischer Aufsicht dürfen manche Erkrankte LSD, MDMA oder Psilocybin zu sich nehmen. Seit Mitte 2023 sind in Australien MDMA und Psilocybin auf Rezept erlaubt, natürlich unter strengen Auflagen und nur bei bestimmten Krankheitsbildern. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hingegen hat die Zulassung von MDMA im August 2024 abgelehnt – ein Rückschlag für viele, die auf die Wirkung psychedelischer Substanzen setzen.
Generell konzentrieren sich die psychotherapeutischen Anwendungsmöglichkeiten sowie die dazugehörigen Studien ausschließlich auf schwer erkrankte Menschen, die auf reguläre Therapien nicht ansprechen. Mit Spannung erwartet werden die Ergebnisse der deutschen EPIsoDE-Studie: In deren Rahmen wurden zwischen Juli 2021 und Februar 2024 in Berlin und Mannheim 144 Personen mit einer sogenannten „therapieresistenten Depression“ mit Psilocybin behandelt.
Kurze Trips mit langanhaltender Wirkung
Zur Wirkungsweise von Psychedelika wird sicher weiterhin viel geforscht. Doch bereits heute ist bekannt: Psychedelika verknüpfen Hirnareale miteinander und erhöhen dadurch die Neuroplastizität. Egal ob zur Persönlichkeitsentwicklung oder in der Psychotherapie: Unter bestimmten Voraussetzungen können die psychoaktiven Substanzen nicht nur zu einem High führen, sondern den Menschen einen neuen Zugang zu ihrem Inneren bieten – und dadurch nachhaltig Veränderung ermöglichen. Denn Psychedelika verändern unsere Wahrnehmung, unsere Sinne, unser Gefühl von Raum, Zeit und von uns selbst. So ein umfassender Perspektivwechsel klingt beängstigend, bietet aber auch die Chance, sich selbst und die Welt in einem neuen Licht zu sehen: mit mehr Freude, Dankbarkeit und Zuversicht.
Über die Autorin Nina Heger:
Nach ihrem Bachelor in Buchwissenschaft und Germanistik war Nina jahrelang im Corporate Publishing tätig, bevor sie bei Adel & Link Wurzeln schlug. Als Senior Texterin beschäftigt sie sich heute mit den unterschiedlichsten Themen, Trends und Textsorten. Hier eine Case Study für Tech-Kunden, da ein Ratgeber für Inneneinrichtung oder ein Blogpost zu New Work: genau die richtige Mischung für die wortverliebte Copywriterin.
Header: Adel & Link HIVE Studios
Fotos: Dmitrj Achelrod: Marvin Fuchs; alle anderen: A&L mit DALL-E