Das Geschäft mit digitaler Kunst: Wie NFTs den Markt erobern

Kunst ist nicht nur in der analogen, sondern auch in der digitalen Welt weit verbreitet – das ist nichts Neues. Doch nicht allen ist bewusst, dass jährlich Milliarden von Euro die Besitzer:innen im Tausch gegen digitale Werke wechseln. Und dabei wird nicht einmal das Originalwerk verkauft, sondern lediglich die Eigentumsurkunden und eventuelle Nutzungsrechte einer Datei, die irgendwo auf einem Server gespeichert ist – die sogenannten NFTs. Die Abkürzung steht für Non-Fungible-Token, also eine nicht ersetzbare Wertmarke. Der Name indiziert es bereits: Ein NFT kann nicht gefälscht werden, da es auf einer Blockchain basiert. Dieser digitale Datensatz speichert alle Transaktionen, weshalb man Ersteller:innen und Käufer:innen leicht identifizieren kann. Eine Manipulation von NFTs ist nicht möglich, ohne Spuren zu hinterlassen. Die bisher relevanteste Blockchain heißt Ethereum und bietet mit der Kryptowährung Ether das gängige Zahlungsmittel für den Handel mit NFTs.

Doch ist es sinnvoll, für digitale Werke Geld auszugeben, wenn man diese einfach kopieren könnte? Die Antwort lautet: Ja! Ein Foto von der Mona Lisa zu machen, bedeutet schließlich auch keineswegs, das originale Gemälde zu besitzen.

NFTs als Zukunftsperspektive

Die Daten, die mithilfe von NFTs gehandelt werden, müssen nicht zwingend digitale Kunst sein. Tatsächlich ist es möglich, Bilder, Videos, Audiodateien, Sammelkarten, Urkunden oder Land im digitalen Metaverse in Form von NFTs zu speichern und zu verwenden. Das könnte in Zukunft auch den Alltag erleichtern, denn offizielle Dokumente wie Zeugnisse müssten aufgrund der Fälschungssicherheit nicht mehr beglaubigt werden. Besonders interessant sind allerdings die ausgefallenen NFTs aktueller Marken. So hat Nike beispielsweise einen Krypto-Schuh mit dem Namen „Cryptokicks“ und die Formel 1 virtuelle Rennwagen auf den Markt gebracht.

Das digitale Token, das seit 2012 existiert, hat sich 2017 als Mainstreamphänomen etabliert und gerade in den letzten Jahren haben NFTs einen extremen Hype erfahren. Wo im Jahr 2020 der Umsatz aller jemals gehandelten NFTs noch bei 100 Millionen USD lag, wanderten im darauffolgenden Jahr NFTs im Wert von 25 Milliarden USD über den virtuellen Tresen. Das bislang teuerste NFT trägt den Namen „The Merge“ und stammt von Künstler Pak. Stolze 91,8 Millionen Dollar erhielt er für das Werk, welches sich wie ein Puzzle in über 266.000 Einheiten unterteilt und über die Plattform Nifty Gateway verkauft wurde.

Trotz dieser gewaltigen Summen handelt es sich noch immer um einen unregulierten Markt, dem ständig neue Händler:innen beitreten, um die weitreichenden Möglichkeiten auszuschöpfen. Besonders Digital Natives, die einen Großteil ihrer Zeit im Internet statt in der realen Welt verbringen, schätzen den Besitz digitaler Werte und treiben den Markt voran. Doch nicht nur die digitalisierten Industriestaaten des Westens erkennen das Potenzial der NFTs: In Schwellenländern wie Indonesien gilt der Beruf „Play to Earn“, bei dem man in Online-Spielen NFTs gewinnen kann, als realistischer Karriereweg.

Jeder Hype hat auch eine Kehrseite

So einfach und fortschrittlich das alles klingen mag – NFTs bergen auch ihre Nachteile. Zunächst einmal kann nicht jede:r einfach in das Modell einsteigen. Da NFTs nicht über Banken, sondern über spezielle Marktplätze gehandelt werden, ist ein fachspezifisches Wissen notwendig. Dabei ist Vorsicht geboten: Theoretisch kann jede:r NFTs erstellen und verkaufen; Interessierte sollten also genau prüfen, ob es sich um eine legitime Datei mit einem sicheren Marktwert handelt.

Dieser hängt nämlich von der Nachfrage und dem Hype um das NFT ab und kann im schlimmsten Fall drastisch sinken. Außerdem bietet der NFT-Handel Möglichkeiten zur Geldwäsche. Noch ist es möglich, illegal erworbene Kryptowährung zur Anschaffung eines NFTs zu verwenden und dieses dann für legale Zahlungsmittel zu verkaufen.

Was Umweltschützer:innen alarmiert: Die Blockchains führen ihre Transaktionen durch komplexe Rechenprozesse aus, für die die Hardware viel Energie benötigt. So verbrauchte Ethereum im Januar 2022 pro Transaktion 200 Kilowattstunden, was zu einem bedenklich großen ökologischen Fußabdruck führt. Für diese Problematik haben einige digitale Künstler:innen aber bereits eine Lösung gefunden: Stromsparendere Alternativen wie Tezos, eine weitere Blockchain mit großem Zukunftspotenzial, verbrauchen für ihre Transaktionen nur etwa so viel Energie wie für das Senden eines Tweets.

 

Text: Emelie Trimpel
Fotos: Art Rachen via Unsplash // Morthy Jameson via Pixels // Cedrik Wesche via Unsplash