Finding Fortune – auf der Suche nach dem wahren Lebensglück

Seit mehr als drei Jahren befindet sich unsere Gesellschaft im Dauerkrisenmodus. Pandemie, Krieg, Klimawandel und Co. steigern insbesondere die Zukunftssorgen von jungen Menschen. Oft heißt es deswegen auch, die Gen Z sei die unglücklichste Generation Deutschlands. Als Digital Natives verpassen sie kaum eine News und sind sich darum auch der aktuellen Probleme und deren Auswirkungen stets bewusst. Vor allem das schwierige wirtschaftliche Umfeld sorgt bei jüngeren Generationen für Zweifel, ob sie jemals das Wohlstandsniveau ihrer Eltern erreichen können.

Auch die Vorstellung von Wohlstand hat sich grundlegend verändert. In unserer digital vernetzten Gesellschaft wird mehr verglichen, mehr hinterfragt als in früheren Generationen. Das hat Wertvorstellungen, Weltansichten und die Wahl des Lebensstils jüngerer Menschen stark beeinflusst. In einer Welt, in der gefühlt nichts mehr sicher ist, investieren sie – anders als ihre Eltern und Großeltern – eher in Erlebnisse als in Besitz. Für das Arbeitsleben ist ihnen die Balance von Arbeit und Freizeit wichtiger als ein hohes Gehalt. Die Gen Z legt großen Wert auf ein erfülltes Leben. Arbeit spielt darin durchaus eine große Rolle – aber eben in einem Rahmen, der langfristig nicht krank macht. Zudem pochen sie auf die Lösung sozialer Probleme und darauf, dass auch Unternehmen in diesem Bereich Verantwortung übernehmen. Durch das Zusammenspiel all dieser Faktoren entsteht eine neue Definition von Wohlstand, die Reichtum jenseits des finanziellen Werts beachtet.

(M)eine neue Beziehung zu Erfolg
Diesen gesellschaftlichen Wandel und die Neudefinition des Wohlstandsbegriffs nehme ich auch in meinem direkten Umfeld wahr. Viele Abende mit meinen Freund:innen drehen sich um Fragen wie: Welcher Beruf erfüllt mich? Was bedeutet Erfolg für mich? Lassen sich Familie und Karriere überhaupt vereinbaren – und wenn ja, wie? Möchte ich vielleicht außerhalb der Hustle-Culture etwas Sinnvolles tun und zum Beispiel aktiv den Klimawandel bekämpfen? Wie lassen sich mentale Gesundheit und ein anspruchsvoller Job verbinden?

Bezeichnend ist, denke ich, dass die jüngeren Generationen sich viele Gedanken machen. Ein zentrales Thema ist dabei der Einstieg in den Arbeitsmarkt. Die Auswahlmöglichkeiten sind groß und das macht die Wahl unübersichtlich und beängstigend. Gerade deshalb erlauben sich Personen aus der Gen Z das häufig belächelte Gap Year. Doch die Schulzeit bereitet nicht wirklich auf die Zeit danach vor. Der Stoff wird „durchgepaukt“, Einblicke in den praktischen Berufsalltag gibt es wenige und häufig fehlen die konkreten Gedanken, wohin das Leben eigentlich führen soll. Lange Zeit habe ich den direkten Berufseinstieg nach dem Studium als meinen Weg gesehen. So läuft das Leben ja typischerweise ab. Doch eine zentrale Frage hat inzwischen ein Umdenken hervorgerufen: Was bedeutet es für mich eigentlich, erfolgreich zu sein? Um meinem beruflichen Leben einen Sinn zu geben, möchte ich diese zuerst klären.


Die Suche der Gen Z: von außen vielleicht nicht nachvollziehbar

Für eine ganze Generation sprechen kann ich nicht. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass ich nicht für alle spreche. Aber ich glaube dennoch, dass die klassischen Karrierewege die meisten jüngeren Menschen nicht erfüllen. Wir sind Suchende. Wir suchen einen Weg für uns – beziehungsweise jede:r für sich. Im Fokus stehen die freie Entfaltung und die Verwirklichung von eigenen, individuellen Ideen und Vorstellungen. Die 40-Stunden-Woche in der Hustle-Culture entspricht dabei nicht dem, was wir darunter verstehen. Die Suche ist chaotisch und vielleicht von außen nicht nachvollziehbar. Oft werden wir auch als vergnügungssüchtig angesehen oder hören den Satz: „Geh du erstmal richtig arbeiten!“. Doch sind wir nicht faul oder arbeitsscheu. Ohnehin ist es mir nicht verständlich, weshalb erst Lohnarbeit einen Menschen zu einem vollwertigen Mitglied unserer Gesellschaft machen soll. Das Ziel der Gen Z ist es, eine Lebensqualität basierend auf Sinnhaftigkeit zu schaffen – denn wahrer Wohlstand liegt jenseits des Materiellen.

Filmtipp:
„Kann es sein, dass nicht wir das Problem sind, sondern die Arbeit selbst?“, fragt Y-Kollektiv-Reporter Nico Schmolke in der spannenden Web-Doku „Eine neue Generation verändert die Arbeitswelt“. Empfehlenswert!

Text: Lea Heiser
Header: Adel & Link HIVE Studios
Bilder: Unsplash, Luis Villasmil